Der Fachkräftemangel hat auch die KiTas voll erfasst. Laut einer Diakonie-Umfrage sind in Niedersachsen drei Viertel der Einrichtungen betroffen. Die Evangelischen KiTas im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven stellt das vor Herausforderungen.
Die pädagogische Geschäftsführerin des Evangelisch - lutherischen KiTa-Verbandes Bremervörde-Zeven, Loraine Michaelsen, stellt fest, dass die KiTa-Leiterinnen und pädagogischen Fachkräfte mit Freude, innerer Motivation und Leidenschaft ihren Beruf für die ihnen anvertrauten Kinder wahrnehmen. „Nur so können wir angesichts des Personalmangels eine hohe Qualität der Kinderbetreuung gewährleisten“, fügt sie hinzu. Eine Umfrage der Diakonie Niedersachsen bestätigt ihre Wahrnehmung.
„Es ist fünf nach zwölf.“
Dennoch können Eigenmotivation und Leidenschaft auf Dauer den zunehmenden Fachkräftemangel nicht kompensieren. „Die Gewinnung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist in der aktuellen Situation eine Herausforderung“, sagt Loraine Michaelsen. „Da stehen wir in einer Reihe mit Einrichtungen in ganz Deutschland.“ Die Auswirkungen der Personalnot bekommen Kinder und damit auch ihre Eltern zu spüren: indem etwa die Betreuung in den Randzeiten gekürzt wird oder zusätzliche Bildungsangebote wegfallen. „Leider müssen wir uns bei Personalengpässen darauf konzentrieren, das Kernangebot aufrechtzuerhalten“, so die Pädagogische Geschäftsführerin. Die Kita-Leitungen, die tagtäglich Engpässe ausgleichen müssen, haben den Zustand fotografisch festgehalten: „Es ist fünf nach zwölf“.
Immer wieder äußern Eltern von KiTa-Kindern ihren Unmut; etwa, weil sie selbst ihre Arbeitszeiten nicht vollständig abdecken können. Noch schwieriger ist die Situation für Alleinerziehende. Laut Erhebung der Diakonie kommt es deshalb immer wieder zu Konflikten und Beschwerden. „Im Bereich des KiTa-Verbandes Bremervörde-Zeven können diese in der Regel respektvoll und konstruktiv geklärt werden“, sagt Loraine Michaelsen. Das liege auch daran, dass die meisten Eltern großes Verständnis entwickelten, wenn sie die Hintergründe der Probleme kennen und feststellen, dass der Verband mit großem Aufwand um neue Mitarbeiter wirbt.
Den Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen
Das wichtigste Mittel, um neue Fachkräfte für den Erziehungsbereich zu gewinnen, ist laut Diakonie der Einstieg in eine bezahlte Ausbildung. Das würde dazu beitragen, dass junge Menschen diese Ausbildung wählen und nicht andere Ausbildungen bevorzugen, weil diese bereits vergütet werden. Auch die Arbeit in kleineren Gruppen und die Reduzierung der Betreuungszeiten wurden in der Umfrage als Faktoren genannt, um den Beruf attraktiver zu machen. Die Anstellung fachfremder Kräfte aus angrenzenden Berufen (z.B. Logopäden, Ergotherapeutinnen…) und Weiterbildungsangebote wurden in der Umfrage als Problemlösung angeführt.
Für Loraine Michaelsen ist klar, dass der Evangelisch-lutherische KiTa-Verband seinen hohen Anspruch an Erziehung und frühkindliche Bildung nicht verringern möchte. „Die Bedeutung der frühkindlichen Bildung in den Kindertageseinrichtungen für die Bildungsbiografie eines jeden Menschen ist uns bewusst. Wir wollen allen Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen.“
Biblische Geschichten als Schatz für das Leben
Der besondere Schwerpunkt evangelischer Kitas ist die Vermittlung von Werten für das Leben. Das kindgerechte Entdecken von Glaubensinhalten anhand biblischer Geschichten stärkt das Leben der Kinder und gibt ihnen Geborgenheit. „Das geschieht bei uns im beruflichen Alltag, so dass auch pädagogische Fachkräfte einen Zugang finden, die selbst damit noch nicht vertraut sind“, so Loraine Michaelsen.
„Auch in Zukunft werden wir für die Gewinnung neuer Fachkräfte viel Geduld und Engagement brauchen“, ist sich Loraine Michaelsen bewusst. „Wir haben bereits viel unternommen, etwa bei unserer Homepage, der Präsenz auf sozialen Netzwerken sowie durch Zeitungsannoncen und dem persönlichen Ansprechen von Interessent*innen. Dennoch können auch wir nur aus dem vorhandenen Pool qualifizierter Fachkräfte schöpfen.“
Gespräch mit der Ministerin
Auch auf landeskirchlicher Ebene machen die beiden Geschäftsführerinnen gemeinsam mit ihren Kolleginnen auf die Personalsituation aufmerksam. Auf der landeskirchlichen Kita-Konferenz war zuletzt die Kultusministerin Julia Willie Hamburg zu Gast. Zusammen wurden mögliche Ideen und Strategien beraten, wie dem Fachkräftemangel in Kindertagesstätten begegnet werden kann und welche Ideen weiterverfolgt werden sollten, um die Ausbildung von Fachkräften attraktiver zu gestalten.
Eines steht fest: Den Mut und die Zuversicht lassen sich die Verantwortlichen des KiTa-Verbandes nicht nehmen. Genau so wenig wie die Freude an der Arbeit.